[Swpat: Aufruf von Linus Torvalds, Michael Widenius und Rasmus Lerdorf]

Hier eine Pressemitteilung, die soeben offiziell ist.

Linus Torvalds hatte sich übrigens seit über einem Jahr (damals vor der
Ersten Lesung des Europaparlaments) nicht mehr mit einem solchen Statement
an die Politik gewandt.

Beste Grüße - Florian Müller

Europas berühmteste Open-Source-Entwickler
veröffentlichen Aufruf an EU-Rat gegen Softwarepatente

Europäische Staatsbürger, die Linux, MySQL und PHP schufen, geben Erklärung
auf www.NoSoftwarePatents.com heraus -- "Der Vorschlag für eine Richtlinie
zu Softwarepatenten ist trügerisch, gefährlich und demokratisch nicht
legitimiert"

München (23. November 2004). Die drei berühmtesten europäischen Autoren von
Open-Source-Software haben auf NoSoftwarePatents.com einen gemeinsamen
Aufruf gegen Softwarepatente veröffentlicht. Linus Torvalds (Linux),
Michael Widenius (MySQL) und Rasmus Lerdorf (PHP) bitten den EU-Rat, der
diese Woche zusammentritt, dringlichst darum, den vorliegenden Entwurf einer
Softwarepatente-Richtlinie nicht anzunehmen. Diesen bezeichnen sie als
"trügerisch, gefährlich und demokratisch nicht legitimiert". Sie rufen die
Internet-Community auf, Solidarität zu zeigen und auf viele Internetseiten
Links zu NoSoftwarePatents.com zu setzen.

Diese Ankündigung kommt nach einer ereignisreichen Woche an der umkämpften
Softwarepatente-Front: Die polnische Regierung erklärte, dass sie den
fraglichen Richtlinienvorschlag nicht unterstützt, und Microsoft warnte
asiatische Regierungen, dass sie patentrechtlich verklagt werden könnten,
sollten sie das Betriebssystem Linux anstelle von Microsofts
Windows-Software einsetzen.

Die Open-Source-Programme, die von Linus Torvalds, Michael Widenius und
Rasmus Lerdorf geschaffen wurden, bilden drei der vier Teile eines
Industrie­standards namens "LAMP" (nach den ersten Buchstaben seiner
Kompententen). Linux (Betriebssystem), Apache (Web-Server), MySQL
(Datenbank) und PHP (Programmiersprache) laufen auf Millionen von
Internet-Servern weltweit in dieser Kombination. Linus Torvalds und Michael
Widenius, der finnische Software-Unternehmer des Jahres 2003, sind
schwedischsprachige Finnen. Der in Grönland geborene Rasmus Lerdorf ist
laut Google ein "berühmter Däne".

Die gemeinsame Erklärung betont, dass Softwareautoren vom Urheberrecht gut
geschützt werden, während Softwarepatente "das Recht des Stärkeren"
etablieren, das mehr Ungerechtigkeit als Gerechtigkeit schafft. Der
Gesetzgebungsentwurf, über welchen der EU-Rat am 18. Mai eine strittige
politische Einigung erzielte, wird als "trügerisch" bezeichnet. Er lässt
Laien glauben, Software sei von der Patentierbarkeit ausgenommen, enthält
jedoch eine Reihe von Passagen, die Softwarepatente in der EU legalisieren
würden -- insbesondere sein Art. 5 Abs. 2.

Vergleichbare inhaltliche Kritik übten am 21. Oktober auch alle vier
Fraktionen des Deutschen Bundestags.

Besonders betont wird die Tatsache, dass die Annahme des Vorschlags ohne
eine formale Abstimmung -- als sogenannter "A-Punkt" -- keine demokratische
Legitimation hätte. Unter dem Beitrittsvertrag gelten im EU-Rat seit diesem
Monat neue Stimmengewichte, und die Läner, die am 18. Mai für den
Richtlinienentwurf waren, haben auf heutiger Basis keine qualifizierte
Mehrheit mehr. Des weiteren hatte sich schon vor dem Deutschen Bundestag
schon das Parlament der Niederlande gegen den Gesetzgebungsvorschlag
ausgesprochen.

In unabhängigen Umfragen unter IT-Unternehmen durch die Europäische
Kommission und die deutsche Bundesregierung sprachen sich jeweils große
Mehrheiten ((94% und geschätzte 99%) der Befragten gegen die
Patentierbarkeit von Software aus. Jedoch drängen eine kleine Gruppe
internationaler Großkonzerne und das Patentwesen auf eine möglichst breite
Patentierbarkeit.

Vollständiger Text der Erklärung

Der vollständige Text der Erklärung ist im Internet in (zunächst) 11
Sprachen verfügbar:

http://www.nosoftwarepatents.com/de/m/intro/app0411.html (Deutsch)
http://www.nosoftwarepatents.com/en/m/intro/app0411.html (Englisch)
http://www.nosoftwarepatents.com/fr/m/intro/app0411.html (Französisch)
http://www.nosoftwarepatents.com/es/m/intro/app0411.html (Spanisch)
http://www.nosoftwarepatents.com/ca/m/intro/app0411.html (Katalanisch)
http://www.nosoftwarepatents.com/pt/m/intro/app0411.html (Portugiesisch)
http://www.nosoftwarepatents.com/nl/m/intro/app0411.html (Niederländisch)
http://www.nosoftwarepatents.com/cz/m/intro/app0411.html (Tschechisch)
http://www.nosoftwarepatents.com/hu/m/intro/app0411.html (Ungarisch)
http://www.nosoftwarepatents.com/lt/m/intro/app0411.html (Litauisch)
http://www.nosoftwarepatents.com/fi/m/intro/app0411.html (Finnisch)

Über die Kampagne NoSoftwarePatents.com

Die Kampagne NoSoftwarePatents.com wurde am 20. Oktober in zunächst 12
Sprachen gestartet und wird von mehreren IT-Unternehmen (1&1, GMX,
Schlund+Partner, Red Hat und MySQL AB) unterstützt. Weitere Informationen
über die Kampagne sind auf der Kampagnen-Website verfügbar.

Kontaktdaten

Für weitere Informationen zu dieser Ankündigung oder der Kampagne
NoSoftwarePatents.com wenden Sie sich bitte an:

Florian Müller
Kampagnenleiter, NoSoftwarePatents.com
Tel. +49 (8151) 651850
press(a)nosoftwarepatents.com

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