Drei eigentlich unabhängige Ereignisse in dieser Woche haben bei mir einen Denkprozess angestoßen, den ich gerne mit euch teilen möchte.
- Am Dienstag war Mitgliederversammlung von demos 2.0, der Organisation von salto.bz. Obwohl es täglich 28.000 Seitenaufrufe von 9.800 Nutzerinnen gibt, sind es nur etwas über 1500 zahlende Leser. Auch von öffentlicher Seite gibt es Unterstützung, allerdings nur unter der Bedingung, dass die Zugriffsdaten offengelegt werden.
Update: mit den Zahlen von 2023 war ich daneben, jetzt habe ich die richtigen Zahlen eingefügt, an den Überlegungen ändert sich dadurch nichts. - Am Donnerstag habe ich mich in die Talk-Diskussion zum Thema „Signal Instant Messenger – Interview mit Präsidentin in ZIB2” eingeklinkt. Darin ging es um ein Interview mit der Signal-Präsidentin. Sie hat sehr überzeugend beschrieben, wie Signal nur die allernotwendigsten Daten speichert. Dadurch kann Signal auch in den USA viele Daten nicht an Behörden liefern, weil sie nicht vorhanden sind.
- Am Samstag habe ich einen interessanten Vortrag von Carmen de Jong über „Künstliche Beschneiung und ihre Auswirkung auf die Alpen” besucht. Die Referentin gehört zu den prominentesten Kritikern der Olympischen Winterspiele und weist immer wieder darauf hin, dass für die Kunstschneebeschneigung Wasserressourcen im Tal angezapft werden und neuerdings sogar Grundwasserbrunnen (Lenggries/Bayern, Livigno). Sie lehrt an der Universität Straßburg. Einige ihrer Aussagen haben mich, absolut uninformiert über den Wintersport, echt schockiert. Praktisch jede Skipiste hat ihr eigenes Speicherbecken. Speicherbecken werden mit den Niederschlagsmengen ihres Einzugsgebietes aber nicht voll. Meist werden sie mit weiteren Quellen oder gar vom Tal mit Wasser versorgt. Der Bau von Speicherbecken ist immer mit großen Erdbewegungen verbunden, weil natürliche Plätze wie Seen oder Feuchtgebiete bereits belegt und schützenswert sind. Die Erdbewegungen für die Pisten und deren Nutzung führen zu einer Verdichtung des Bodens, sodass die Pisten praktisch versiegelte Böden sind.
Die Referentin hat sich beklagt über:
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Sie kommt kaum an Daten, weil die Gemeinden, Liftunternehmen und Tourismusbetriebe keine Untersuchungen machen wollen. Manchmal wurde ihr der Zugang sogar verwehrt.
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Wenn Journalisten sie für ein Interview gewinnen wollen, hat sie eine Liste mit Daten, die sie dafür haben möchte.
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Es gibt keine größeren wissenschaftlichen Untersuchungen, weil es dafür von öffentlichen Stellen kein Geld gibt. Aufträge von Aufstiegsanlagenbetreibern oder ähnlich interessierten will sie nicht annehmen.
Der Zusammenhang zwischen den drei Ereignissen ist folgender:
Es gibt 1) personenbezogene Daten, für die die DSGVO gilt und dort speziell Artikel 5.1.c. Der besagt, dass so wenig wie möglich Daten gesammelt werden sollen. Am Beispiel Signal wird das in diesem Interview mit der Signal-Präsidentin Meredith Whittaker sehr schön erklärt.
Es gibt nur wenige Internetauftritte, die auf Tracker verzichten (lugbz.org gehört mittlerweile dazu). salto.bz muss solche Tracker verwenden, damit sie an die staatlichen Unterstützungen kommen kann. Tatsächlich werden von den Trackingunternehmen viel mehr Daten gesammelt, als salto.bz für die Zugriffsstatistik benötigt. Das entscheidet jedoch nicht salto.bz, sondern das Trackingunternehmen, für die personalisierte Werbung zum Geschäftsmodell gehört.
Dann gibt’s noch 2) Daten, die nicht personenbezogen sind und trotzdem für die Öffentlichkeit interessant sind. Die sieht man aber meistens nicht, weil nicht darüber berichtet wird oder sie nicht öffentlich sind oder nur kurz öffentlich waren. Leider gibt’s auch Leute, denen es wichtig ist, dass diese Daten nicht öffentlich werden.
Ich kämpfe schon länger erfolglos gegen die Trackingseuche an und möchte mal die andere Seite der nicht sichtbaren, nicht personenbezogenen Daten von öffentlichem Interesse anbaggern.
Ich würde gerne wissen, welche Daten man durch Internetrecherche finden kann. Muss man auch Anfragen in den Gemeinden oder im Landtag stellen? Und vor allem: Wie sehen die Antworten aus?
Für alle Speicherbecken mit öffentlicher Beteiligung folgende Daten:
- Baujahr, Bauträger, Finanzierung und angegebener Zweck beim Bauauftrag
- Ort, Kapazität, Meereshöhe
- wird gefüllt durch Regen/Schnee im Einzugsgebiet in m³/Jahr
- wird gefüllt durch höher liegende Quellen in m³/Jahr
- wird gefüllt durch Hochpumpen von tieferliegenden Quellen in m³/Jahr
- wird gefüllt durch Hochpumpen vom Fluss der Talsohle in m³/Jahr
- wird gefüllt durch Hochpumpen vom Grundwasser der Talsohle in m³/Jahr
- wird verwendet für Zweck in m³/Jahr
- Unterhaltskosten/Jahr gezahlt durch
Was haltet ihr davon? Wer könnte mich bei der Recherche unterstützen?